Kind mit Mutter

Im Grunde genommen kann man von Kindern selbst lernen, wie man sie fotografieren soll. Sie haben nämlich eine ganz natürliche Abneigung gegen das erzwungene Stillsitzen und die befohlene Pose. Sicherlich braucht es den Eltern nicht gesagt zu werden, worüber sie sich bei ihrem Kinde freuen. Und wir wollen dabei auch den kindlichen Schmerz nicht vergessen: Wenn so ein kleiner Schreihals richtig ins Zeug geht und die Tränen rollen, dann müssen Sie rasch zur Kamera greifen. Die richtigen Ergebnisse zum Fotografieren stellen sich selbstverständlich erst dann ein, wenn die Kinder zu laufen beginnen. Vermeiden Sie das allzu brave Hinstellen auf den Parkweg, versuchen Sie statt dessen lieber Ihrem Kinde auf dem Spielplatz heimlich nachzugehen. Zum technischen Teil bleibt noch zu sagen, daß man mitunter mit niedriger Kamerahaltung fotografieren muß, um nicht zu sehr von „oben herabzublicken”. Das man auch hier kleine Ausschnitte und große Abbildungen bevorzugt, ist wohl selbstverständlich, denn schließlich wollen Sie ja ihren Liebling auf dem fertigen Bilde nicht mit der Lupe suchen.

Textauszug aus: Werner Wurst „Fotobuch für alle” S. 176–178

1999, Bodeninstallation, 127/185 cm, 9 s/w PE-Handabzüge, 38/59 cm

Ausstellung: „30 Magenta”
neu deli, Hauptpostgebäude Goetheplatz, Weimar, Beitrag zum Kulturstadtjahr 1999

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